„Beim Online-Shopping, beim Buchen eines Hotels oder vor dem Besuch eines Restaurants: Viele Kundinnen und Kunden achten auf Bewertungen. Doch nicht alle diese Bewertungen sind echt.“
Carina Majer, von 20 Minuten
Bewertungen kosten zwischen zwölf und 880 Franken
«Mein ehemaliger Arbeitgeber hatte auf Google eher mittelmässige Bewertungen und entschied sich daher, bessere Reviews zu kaufen. Das funktionierte dann so, dass wir eine fixe Anzahl erwarben und das Verteilungsintervall festlegten, sodass diese zum Beispiel über einen Zeitraum von sechs Monaten gestreut veröffentlicht wurden», sagt Z.* im Gespräch mit 20 Minuten.
Das ist kein Einzelfall. «Wir haben auch in der Ostschweiz etliche Kunden und das aus allen Bereichen», sagt Lukas Schmid, Geschäftsleitungs-Mitglied der Bewertungsplattform Empfehlio.ch. Auf der Plattform können Interessierte Bewertungen für Google, Trustpilot, Just Eat und Co. kaufen. Je nach Plattform und Menge der Bewertungen kostet das dann zwischen zwölf und 880 Franken. «Unter unseren Kunden befinden sich alle möglichen Betriebe, darunter auch Betreibungsämter», verrät Schmid.
Bewertungen durch reale Personen
«Uns ist bewusst, dass es solche Angebote wie ‹Empfehlio› gibt», schreibt Lukas Streich, Geschäftsführer von Just Eat Schweiz, auf Anfrage von 20 Minuten und fügt an: «Nur wer zuvor eine Bestellung über unsere Plattform aufgegeben hat, kann auch die Restaurants über Just Eat bewerten. Zudem werden Restaurants, die sich nicht an die Regeln halten, konsequent sanktioniert. Diese zwei Faktoren führen dazu, dass die Bewertungen auf Just Eat eine hohe Glaubwürdigkeit aufweisen.»
Dem entgegnet Lukas Schmid von Empfehlio.ch: «Dadurch, dass die Bewertungen durch reale Personen gemacht werden, kann man diese auch nicht als gekauft identifizieren. Im Fall von Just Eat ist es tatsächlich so, dass wir für jede Bewertung eine Bestellung aufgeben.»
«Wir bewerten Kunden grosszügiger, als es andere tun würden»
Schmid selbst weiss, dass sein Geschäft täuschend ist. «Wir machen es aber auch für die Unternehmen, die sonst wegen böswilliger Bewertungen Kunden einbüssen würden.» Das Ganze passiere aber ganz legal. «Wir haben etliche Anfragen und schicken immer jemanden vorbei, um deren Leistung wirklich zu prüfen. Je nachdem gibt es dann vier oder fünf Sterne», erklärt der Empfehlio.ch-Chef. Entsprechend komme es vor, dass auch Anfragen abgelehnt würden. «Aber klar, es ist ein Geschäftsmodell und dadurch bewerten wir die Betriebe grosszügiger, als es vielleicht andere tun würden», so Schmid.